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822-16-11

Theodor Kardinal Innitzer, Ohne Ort und Datum

Beschreibung
Autor Theodor Innitzer
Art des Dokuments BriefBerichtTelegrammArchivsnotizProvvistaPro MemoriaÜbersetzung
Ausführung maschinenschriftlichhandschriftlichgesetzt
Status des Dokuments ReinschriftKonzeptAbschrift
Kommunikationsweg
Quelle AA.EE.SS, Periodo IV, Austria Ungheria,  Pos. 822, Fasc. 16, Fol. 11r - 15r
Interne Nummerierung Beilage 2 zu 4255/36

Zitiervorschlag

Theodor Kardinal Innitzer, Ohne Ort und Datum; AA.EE.SS, Periodo IV, Austria Ungheria, Pos. 822, Fasc. 16, Fol. 11r - 15r in: Kritische Digitale Edition der Nuntiaturberichte Pius XI. und Österreich. Herausgegeben vom Österreichischen Historischen Institut in Rom, bearbeitet von Bernhard Kronegger. Zugriff:

Regest

Kardinal Innitzer antwortet auf einen Bericht über die Organisation „Neuland“. Dabei entkräftet er Punkt für Punkt die im Bericht erhobenen Vorwürfe gegenüber „Neuland“ bezüglich des Ungehorsams gegenüber den kirchlichen Autoritäten und der theologischen Ausrichtung. Er betont, dass die Ablehnung gegenüber Neuland oft auf Unwissenheit zurückzuführen sei und lobt den Einsatz der Organisation in seiner Diözese.

Neuland Liturgische Bewegung Katholische Aktion 


Text

— Folio 11 recto 📄 —
Beantwortung der Relazione sul movimento “Neuland”
  • Ad 1. Es entspricht nicht den Tatsachen, wenn die österreichische katholische Bewegung “Neuland” 1 mit der protestantischen gleichen Namens in Deutschland in Zusammenhang gebracht wird. Neuland ging in Österreich aus dem „Christlich-deutschen Studentenbund“ hervor, der nach dem Kriege zur Erfassung der Mittelschüler von katholischer Seite gegründet wurde; er hieß später „Jungösterreich“, dann „Neuland“. Erst später wurde bekannt, daß es in Deutschland eine protestantische Bewegung mit demselben Namen gäbe. Der Name Neuland findet sich übrigens auch bei anderen Einrichtungen, z.B. beim Katholiken-Ehebund in München-Pasing.
  • Ad 2. Dr. Karl Rudolf 2 (geboren nicht 1876, sondern 1886) und Dr. Michael Pfliegler 3 sind die geistigen Träger Neulands. Beide sind fromme und eifrige Priester voll begeisterter Hingabe an die Kirche. Ich wäre glücklich, wenn alle Priester meiner Diözese von gleichem Eifer und Gehorsam wie diese beiden erfüllt wären.

    Wenn Prof. Dr. Meinrad Langhammer O. Praem., Professe des Stiftes Tepl (nicht Jegl), als Freund und Förderer von Neuland genannt wird, so muß ich auch zwei verstorbene Priester nennen: Prälat Karl Handloß, den verdienstvoll Regens des Priesterseminars, und Ehrenkanonikus Dr. Johann Gartner, den Rektor des Knabenseminars; sie förderten Neuland unter den Augen meines Vorgängers.

  • Ad 3. Die Begebenheit mit Kardinal Piffl 4 kann ich schwer überprüfen. der Ausdruck „difficoltà ecclesiastiche“ kann sich nur auf das ungebührliche Verhalten einzelner beziehen; es hat nie der Bund als solcher Anlaß zu Schwierigkeiten gegeben. Kardinal Piffl stand dem Neuland freundlich gegenüber; er hat sich einmal geäußert, er sei überzeugt, daß aus dem Neuland das Allerschönste hervorgehen könne, und hat besonders die Neulandschule in Grinzing, Wien XIX, als ein Werk bezeichnet, in dem der Geist des Evangeliums am stärksten gelebt werde. Er hat freilich auch immer wieder zur rechten Demut gemahnt.
  • Ad 4. In dieser Darstellung ist das eine zu berichtigen: Neuland wurde im Priesterseminar schon ein Jahr zuvor aufgehoben, und zwar über Weisung der hl. Studienkongregation, durch die aber alle studentischen Vereinigungen, CV, Pfadfinder usw. betroffen wurden.

    Daß ich anfangs des Jahres dem Bund „Neuland“ die kirchliche Genehmigung entzog, ist darauf zurückzuführen, daß sich der staatliche Sicherheitsdirektor von Niederösterreich mit dem nationalsozialistischen Verhalten zweier junger Neuländer zu befassen hatte. Ich wollte nicht ein11

    — Folio 12 recto 📄 —
    mal den Anschein zulassen, daß sich unter dem Deckmantel katholischer Einrichtungen staatliche verbotene, politische Bestrebungen verbergen können. Auf die im Memorandum des Priesterseminar-Regens enthaltenen Anklagen hat sich der Bund geäußert und die Schwierigkeiten widerlegt.

  • Ad 5. Es ist seit Jahrzehnten Gebrauch, dass Angehörige des Cartellverbandes (CV) 5 , auch Priester, sich als solche vorstellen. Man fand bisher nie etwas daran; ähnlich halten es die Pfadfinderkuraten. Es kann sein, dass Neuländer diesen Gebrauch nachahmten.
  • Ad 6. Das Verbot Neulands im Priesterseminar blieb auch nach der Rechtfertigung Neulands aufrecht, weil es auf andere Gründe zurückzuführen war (cf. ad 4).
  • Ad 7. Die Fastenvorträge hatten den Sinn, im Neuland etwaige Unklarheiten zu beseitigen und die religiöse Haltung zu festigen. Solche oder ähnlich Vorträge sind bisher allen Verbänden zugestanden worden, so z. B. Akademikern, Lehrern, der Arbeiterjugend. Die Predigten waren im übrigen allgemein zugänglich und auch tatsächlich von Nicht-Neuländern besucht. Auch fremde Zeugen haben wiederholt ihre Verwunderung über den Ernst und die Zucht der Teilnehmer ausgesprochen.
  • Ad 8. Nachdem Neuland seine Haltung überprüft, die Statuten im Sinne der Katholischen Aktion geändert und sich eigene Grundsätze ausgearbeitet hatte, fand ich kein Bedenken mehr gegen die volle Eingliederung in die Kath. Aktion. Überdies hatten die Neuländer trotz der Maßregelung sich unverdrossen in der Kath. Aktion weiter betätigt (Beilage: Statuten und Grundsätze).
  • Ad 9. Die theologische Fakultät der Universität Wien hat sich in ihren Sitzungen niemals direkt mit den Grundsätzen und der Tätigkeit Neulands befaßt. Zwischen dem Seelsorgerverlag, dem Dr. Rudolf vorsteht, und der Fakultät gab es in der Angelegenheit der Vierteljahrsschrift „Theologie der Zeit“ eine Meinungsverschiedenheit, die nach dem Urteil des Dekans bereits beigelegt ist; sie hatte mir der Bewegung Neuland keinen Zusammenhang.
  • Ad 10. Es gibt keine Organisationsform, die von allen Priestern der Erzdiözese restlos gefördert würde. Teilweise Ablehnung erfahren doch selbst Marianische Kongregationen, Dritter Orden und Bruderschaften. Es liegt im Wesen der Bewegung begründet, daß nur ein Teil des Klerus sich innerlich Neuland angeschlossen hat.

    Eine andere Tatsache ist es, daß die Abneigung gegen Neuland oft aus Unkenntnis geschieht; lernt jemand den Bund näher kennen, ist er anderer Meinung. So ereignete es sich, daß Bischof Gföllner von Linz im Jahre 1934 bei der Tagung in Kremsmünster sich sehr lobend über die Eindrücke äußerte. Bei der diesjährigen Tagung in Bischofshofen hat Fürsterzbischof12

    — Folio 13 recto 📄 —
    Waitz von Salzburg, der bisher dem Neuland skeptisch gegenüberstand, an der Tagung sehr begeistert teilgenommen und versprochen, sich bei der Bischofskonferenz für Neuland einzusetzen.

  • Ad 11. Es gibt hingegen auch Pfarrer, die sehr gerne Neuländer als Kooperatoren genommen haben.
  • Ad 12. Über das dynamische Prinzip des Bundes kann ich als Bischof einer Großstadt wahrhaftig nicht klagen. Neuland ist so ziemlich der einzige Bund, dem es kraft seiner Art gelungen ist, einzubrechen in die ehemals ungläubigen, liberalen und freigeistigen Kreise der Wiener und österreichischen Intelligenz; es wurden viele Söhne und Töchter aus lauen oder kirchenfeindlichen Kreisen herübergebracht zu einem ernsten Christentum, ja bis zum Priester- und Ordensberuf.
  • Ad 13. Trotz der dynamischen Art des Bundes ist Neuland doch auf dem straffen Führerprinzip aufgebaut: jede Gruppe muß auch einen geistlichen Assistenten haben. Die Zielsetzung des Bundes ist klar; die Unklarheiten unreifer Jugend, die sich mancherorts zeigten, haben der klaren Besonnenheit der nunmehr älteren Platz gemacht. Neuland ist eine religiöse und keine politische Organisation. Daß bei einer Jugendbewegung, die aus den Wirren der Nachkriegszeit entstanden ist, nicht von Anfang an volle Klarheit herrschen konnte, ist einzusehen.
  • Ad 14. Von einer Zugehörigkeit der Neuländer zum Sozialismus ist mir nichts bekannt. Einige hatten Fühlung mit den sogenannten religiösen Sozialisten, um vom Religiösen her in die sozialdemokratischen Massen einfallen zu können; das lag im Sinne des Laienapostolates. Im Anfang des Nationalsozialismus fanden sich Anhänger in fast allen kath. Organisationen; mit dem behördlichen Verbot der Partei hörte auch diese Mitgliedschaft selbstverständlich auf.
  • Ad 15. Die Überheblichkeit der Neuländer muß in manchen Fällen zugegeben werden; diese Tatsache hat ihnen viel Widerstand eingetragen. Von den priesterlichen Führern wurde auch immer wieder zur Demut und zum Gehorsam gemahnt.
  • Ad 16. Für diese Behauptung weiß ich als Vertreter der kirchlichen Autorität keine Beispiele anzuführen.
  • Ad 17. Dieser Ausspruch, der – wie ich erfahre – auf einen Laien zurückgeht, lautete anders. Er sprach nicht von „rinnegare“, sondern vom äußeren Gehorsam, während er es innerlich nicht verstehe. Dabei handelt es sich nicht um ein Dogma, sondern um eine theologische Wahrheit, die allmählich zum Dogma reift.
  • Ad 18. Wenn man bedenkt, daß in der Neulandschule in Wien im Mai und Oktober täglich derRosenkranz gebetet wird, dass Maiandachten gehalten wer13
    — Folio 14 recto 📄 —
    den, ja daß das Gebet „Engel des Herrn“ das Bundesgebet „Neulands“ ist, daß das alte Paderborner Wallfahrtslied „Meerstern, ich dich grüße“, eine Verdeutschung des „Ave Maris Stella“ das am meisten gesungendste Lied ist, so kann der Vorwurf der feindlichen Ablehnung der Marienverehrung nicht ernsthaft erhoben werden.
  • Ad 19. Der Gebrauch, die Messe nach Meßbüchern (Schott u.a.) mitzubeten, herrscht bei vielen Gläubigen und geht auf die eucharistische Bewegung Pius X. zurück, der besonders das eine Wort sagte, daß man nicht in der Messe, sondern die Messe beten solle. Nur daraus ist zu verstehen, daß man nicht gerne den Rosenkranz während der hl. Messe betet; darin stimmen aber mit den Neuländern viele andere Außenstehende überein.
  • Ad 20. Die von Klosterneuburg ausgehende liturgische Bewegung hat in meiner Diözese und darüber hinaus sehr viel Gutes geschaffen. Die Zahl der liturgischen Zirkel ist so groß, daß eine besondere Hervorhebung Neulands, noch dazu als Anklage, nicht gerechtfertigt erscheint. Neuland schließt sich in seiner liturgischen Auffassung nicht einzig der Klosterneuburger Bewegung an, sondern auch der anderen, die von den Klöstern Maria-Laach, Beuron und in Österreich von Seckau und dem Schottenstift ausgeht; die Pflege des kirchlichen Chorals ist eine Herzenssache der Neuländer.

    Um Übergriffe und Übertreibungen zu vermeiden, habe ich den Abtkoadjutor des Schottenstiftes, Prälaten Peichl zum Zensor der Zeitschrift „Bibel und Liturgie“ (Klosterneuburg) bestellt.

  • Ad 21. Für diesen Vorwurf finde ich keinen realen Anhaltspunkt; ich kann nur sagen, daß in all den Jahren des Bestandes auch nicht ein Reniztenzfall gegen kirchliche Behörden oder Vorschriften im Bunde nachzuweisen ist.
  • Ad 22. Die Identifizierung von Neuland und Seelsorge-Institut 6 ist nicht gerechtfertigt; von den 24 Referenten sind nur drei Neuländer. Das Seelsorge-Institut ist eine Einrichtung zum Studium seelsorglicher Fragen, deren ich mich reichlich bediene und die ich selbst führe. Für die Durchschlagskraft sind Zeugnis die großen Tagungen, über die auch der Osservatore Romano immer ausführlich berichtet, die immer von vielen Priestern besucht sind; an der letzten nahmen 450 Priester aus 22 Diözesen teil.

    Gravi difficoltà zwischen dem Ordinariat und dem Seelsorgsinstitut bestehen nicht; wohl gab es Mißverständnisse, die sich leicht daraus erklären lassen, daß hier die rechtlichen Abgrenzungen der Kompetenz noch nicht genugsam klargestellt sind. Eine Verbindung ist dadurch hergestellt, daß der Generalvikar auch in der Leitung des Seelsorgsinstitutes aufscheint; im Sinne des can. 368 § 1 habe ich mir aber die Entscheidung in allen Angelegenheiten der Kath. Aktion und des Seelsorgsinstitutes vorbehalten.

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  • — Folio 15 recto 📄 —
  • Ad 23. Es gibt keinen Bischof und keinen Priester, dem alle restlos innere Gefolgschaft leisten; deswegen kann man noch nicht von einer Spaltung im Klerus sprechen. Ich selbst merke ja auch manchmal den Widerstand der weniger Eifrigen, z.B. in der Frage der Pfarrteilungen. Eine „Kirche in der Kirche“ zu bilden, ist nicht Absicht des Bundes. Er will dem Volke und der Kirche dienen und tüchtige Kräfte liefern.
  • Ad 24. Da unter den jungen Priestern durch Jahre hindurch die Fähigsten aus der Jugenbewegung hervorgegangen sind, ist es begreiflich, daß sich einige für Mittelschulen melden. Doch ist es Tatsache, daß unter den 105 Mittelschulprofessoren meiner Diözese 5 Neuländer sind.
  • Ad 25. Es ist mir sehr schmerzlich, daß der Gehorsam und der Eifer der Alumnen eine derartige Auslegung finden.
  • Ad 26. Mit Anerkennung muß ich feststellen, daß sich viele Neuländer eifrig in der Kath. Aktion betätigen. Doch haben auch die zwei Vorsprachen der leitenden Priester der Kath. Aktion aus meiner Diözese in Rom gezeigt, daß die Einrichtung der Wiener Kath. Aktion durchaus den Intentionen des hl. Stuhles entspricht. Es ist nicht richtig, daß die Kath. Aktion die liturgische Bewegung bei ihrer Arbeit in den Vordergrund schiebt.
  • Ad 27. Wenn ich auch Dr. Rudolf zur Mitarbeit heranziehe, so kann man nicht von einem solchen Einfluß sprechen, wie er hier dargestellt ist.

Im Allgemeinen gesprochen tut es mir leid, daß ein solcher einseitiger und von vorgefaßter Meinung diktierter Bericht an höchster Stelle überreicht wurde.

Ich kann das Gute nicht übersehen und nicht zertreten. Daß ich wachsam bin und acht habe auf Gefahren und Übergriffe, zeigen ja gerade die Maßnahmen, die ich im Laufe der Zeit bezüglich Neulands getroffen habe. Ich bin mir der Verantwortung bewußt und werde auf die Angelegenheit auch weiterhin ein besonderes Augenmerk haben.

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Fußnoten

  • 1 Hierbei handelt es sich um eine katholische Jugendbewegung, die im Jahr 1921 von Michael Pfliegler gegründet wurde. Dabei folgte er dem Vorbild der deutschen Jugendbewegungen „Quickborn“ und „Neudeutschland“. Bei Neuland wurde jedoch ein ungleich stärkerer Fokus auf den „deutschen“ Charakter der Bewegung gelegt, wobei von der damals in Österreich weit verbreiteten Annahme ausgegangen wurde, dass sich im katholischen Österreich das „deutsche Wesen“ im Sinne des mittelalterlichen Reichsgedanken in einer besseren Weise finde, als im protestantisch dominierten „kleindeutschen Reich“. Daher findet sich beim österreichischen Neuland eine im Vergleich stärkere Prävalenz völkischen Gedankenguts.Literatur: Gerhard Seewann: Österreichische Jugendbewegung 1900 bis 1938. Die Entstehung der deutschen Jugendbewegung in Österreich-Ungarn 1900 bis 1914 und die Fortsetzung in ihrem katholischen Zweig "Bund Neuland" von 1918 bis 1938, 2 Bd., Frankfurt am Main 1971. Otto Weiß: Kulturkatholizismus. Katholiken auf dem Weg in die deutsche Kultur 1900-1933, Regensburg 2014. Franz Kapfhammer: Neuland. Erlebnis einer Jugendbewegung, Graz 1987. 
  • 2 Karl Rudolf (*22.11.1886, †21.08.1964) entstammte einer Arbeiterfamilie aus Wien-Erdberg. Den Besuch des k.k. Staatsgymnasiums im 3. Bezirk wurde ihm durch die Unterstützung von Freunden der Familie ermöglicht. Von 1908-1912 besuchte er das Priesterseminar und kam nach seiner Priesterweihe in die Pfarrgemeinde Burck an der Leitha. Im Jahr 1913 gründete er in Wien das „Sekretariat für soziale Studentenarbeit“. Im Jahr 1918 wurde er von Kardinal Piffl zum ersten hauptamtlichen Akademikerseelsorger in Wien ernannt. Im selben Jahr hatte er die Vorgängerorganisation von „Neuland“ – den „Christlich-deutschen Studentenbund“ – mit dem dazugehörigen Organ „Neue Jugend“ in der Auseinandersetzung um die Beibehaltung des Religionsunterrichts in den Pflichtschulen gegründet. Gemeinsam mit Michael Pfliegler war er hauptverantwortlich für den Aufbau der Jugendbewegung „Neuland“ sowie des dazugehörigen gleichnamigen Organs. Literatur: Franz Kapfhammer: Neuland. Erlebnis einer Jugendbewegung, Graz 1987, S. 27-29. Gerhard Seewann: Österreichische Jugendbewegung 1900 bis 1938. Die Entstehung der deutschen Jugendbewegung in Österreich-Ungarn 1900 bis 1914 und die Fortsetzung in ihrem katholischen Zweig "Bund Neuland" von 1918 bis 1938, Band 1, Frankfurt am Main 1971, S. 208-212. 
  • 3 Michael Pfliegler (*26.01.1891 † 11.10.1972) wurde in Guttenbrunn (Bezirk Mistelbach) als Sohn eines Maurers geboren. Dank der Vermittlung von Weihbischof Marschall wurde er ins Knabenseminar in Hollabrunn aufgenommen, welches er im Jahr 1911 mit der Matura abschloss. Im Jahr 1915 wurde er zum Priester geweiht und wurde bis 1919 als Pfarrkooperator in Kirchberg am Wechsel eingesetzt. Im Jahr 1919 wurde er auf Initiative von Karl Rudolf nach Wien versetzt, um dort den Christlich-deutschen Studentenbund zu betreuen. Auf sein Betreiben hin weitete sich der Aktionsradius des Studentenbundes auf die Jugendarbeit hin aus, was maßgeblich für die spätere Gründung von „Neuland“ war. Gerhard Seewann: Österreichische Jugendbewegung 1900 bis 1938. Die Entstehung der deutschen Jugendbewegung in Österreich-Ungarn 1900 bis 1914 und die Fortsetzung in ihrem katholischen Zweig "Bund Neuland" von 1918 bis 1938, Band 1, Frankfurt am Main 1971, S. 212-216. Franz Kapfhammer: Leben und Werk – Selbstzeugnisse, in: Franz Kapfhammer (Hg.): Seiner Zeit voraus. Michael Pfliegler, Graz 1973, S. 11-46.Franz Kapfhammer: Jugendbewegung und jungkatholischer Geist, in: Franz Kapfhammer (Hg.): Seiner Zeit voraus. Michael Pfliegler, Graz 1973, S.47-94. 
  • 4 Friedrich Piffl (*15.10.1864 †21.04.1932): Österreichischer Geistlicher und Fürsterzbischof von Wien (1914- 1932), 1913 zum Kardinal kreiert. Er war zentraler Organisator der katholischen Jugendbewegung, Presse und der katholischen Aktion in Österreich. Im Jahr 1922 wurde er zum Apostolischen Administrator für das Burgenland ernannt und errichtete in dieser Funktion die kirchliche Organisation des neuen Bundeslandes. Literatur: Franz Loidl: Piffl Friedrich, in: Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL), Band 8, Wien 1983, S. 70-71. 
  • 5 In den frühen 1920er Jahren entstanden aus der Bewegung um Neuland fünf Verbindungen (St. Jörg, Austrogermania, Vindobona, Ostmark und Donaumark) die sich selbst zu einer „neustudentischen Liga“ zusammenschlossen. Ab 1923 begann sich Neuland jedoch von dem Koroporationsgedanken zunehmend zu distanzieren, womit diese Verbindungen vor der Wahl standen sich aufzulösen oder eigene Wege zu gehen. Drei dieser fünf Verbindungen (Donaumark, Ostmark, St. Jörg) lösten sich freiwillig auf und wurden als „Jungkatholischer Hochschulring“ unter einem neuen Organisationsprinzip neu gegründet. Die restlichen zwei (Austrogermania und Vindobona) beschlossen zuerst selbstständig zu werden und schlossen sich später dem CV an. Diese Ausdifferenzierung führte zu einer gegenseitigen Ablehnung der beiden Institutionen, die sich zu einer „Erzfeindschaft zwischen Neuland und dem CV“ entwickelte. Vgl. Gerhard Seewann: Österreichische Jugendbewegung 1900 bis 1938. Die Entstehung der deutschen Jugendbewegung in Österreich-Ungarn 1900 bis 1914 und die Fortsetzung in ihrem katholischen Zweig "Bund Neuland" von 1918 bis 1938, Band 1, Frankfurt am Main 1971, S. 234-238. 
  • 6 Beim Seelsorge-Institut handelt es sich um eine Institution die aus der 1923 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft für eine zeitgemäße Seelsorge“ hervorging. Im Jahr 1931 wurde die Errichtung des „Wiener Seelsorge-Instituts“ von Kardinal Piffl genehmigt, 1932 von Kardinal Innitzer bestätigt. Literatur: Ladislaus Klener: Das Wiener Seelsorgeinstitut und Seelsorgeamt: ihr Wirken für die Fortbildung des Klerus unter Kardinal Innitzer (1932 - 1955), Wien Univ. Diss. 1957.