Karl Rudolf

Karl Rudolf (*22.11.1886, †21.08.1964) entstammte einer
aus Böhmen zugezogenen Arbeiterfamilie aus Wien-Erdberg. Den Besuch des k.k.
Staatsgymnasiums im 3. Bezirk wurde ihm durch die Unterstützung von
Freunden der Familie ermöglicht. In dieser Zeit trat er der Marianischen Kongregation bei. Von 1908-1912 besuchte
er das Priesterseminar und studierte an der Universität Wien, wo er von dem Pastoraltheologen Prof. Heinrich Swoboda, einem Pionier der
Großstadtseelsorge in seinem Denken nachhaltig geprägt wurde. Während des
Studiums trat er der CV Verbindung „Amelungia“
bei.
Nach seiner Priesterweihe am 25.07.1912 wurde
er Kaplan in der Pfarrgemeinde Bruck an der Leitha.
Bereits 1913 kehrte er als Studienpräfekt an das Wiener Priesterseminar zurück. Im selben Jahr
gründete er in Wien das „Sekretariat für soziale
Studentenarbeit“. Zur gleichen Zeit promovierte er mit einer Arbeit
über „Die Geheime Offenbarung des Johannes“ zum Doktor der Theologie.
Rudolf hatte sich in diesen Jahren insbesondere der Seelsorge für Schüler und Studenten zugewandt. Nachdem er 1918 seine Disseration abgeschlossen hatte, wurde er 1919 von Kardinal Piffl zum ersten hauptamtlichen Akademikerseelsorger in Wien ernannt. Im selben Jahr gründete er die Vorgängerorganisation von „Neuland“ – den „Christlich-deutschen Studentenbund“ – mit dem dazugehörigen Organ „Neue Jugend“, welches sich insbesondere in der Auseinandersetzung um die Beibehaltung des Religionsunterrichts in den Pflichtschulen engagierte. Gemeinsam mit Michael Pfliegler war er ab 1921 hauptverantwortlich für den Aufbau der Jugendbewegung „Neuland“ sowie des dazugehörigen gleichnamigen Organs.
Unter Rudolfs Einfluss entwickelte Neuland progressive Ansätze in Liturgie und Pastoral und wurde zu einem der Hauptakteure der liturgischen Bewegung in Österreich. 1922 wurde Rudolf zum Domkurat von St. Stepahn berufen. Aus einem Kreis junger Wiener Priester, dem auch Rudolf angehörte, entwickelte sich die Wiener Seelsorger-Tagung. Erstmals wurde sie am 27./28.12.1923 abgehalten, ab 1931 fand sie regelmäßig statt. Aus diesen Tagungen entwickelte sich „Der Seelsorger“ zuerst als Supplement des Wiener Diözesanblatts, später als eigenständige Zeitschrift. Ebenfalls im Jahr 1931 wurde das Wiener Seelsorgeinstitut gegründet, in dem Rudolf als Kanzleileiter fungierte.
Nach dem Verbot katholischer Organisationen nach dem Anschluss wurde das
Seelsorgeinstitut zum Seelsorgeamt innerhalb des Erzbischöflichen
Ordinariats und Rudolf wurde zu dessen Leiter bestellt. 1941 wurde Rudolf
ins Wiener Domkapitel berufen. 1941 wurde aufgrund
seiner Tätigkeiten ein Gaugebot ausgesprochen, weshalb
er Wien nichtmehr verlassen durfte.
Auch nach 1945 blieb Rudolf Leiter
des Seelsorgeamtes, das jedoch in Pastoralamt umbenannt worden war. Er wurde
ebenfalls Leiter des überdiözesanen Pastoralinstituts,
das als Nachfolger des Seelsorgeinstituts eingerichtet worden war. 1954
wurde er zum Päpstlichen Hausprälaten (Monsignore)
ernannt. Im September 1963 erlitt Rudolf einen Schlaganfall, von dem er sich
nicht wieder vollständig erholen sollte und in dessen Folge er im August
1964 verstarb.